„Der Herr ist mein Hirte“ ist die Inschrift an der Fassade dieses Hauses. Es ist von Anfang an ein Pfarrhaus gewesen. Erbaut etwa 10 Jahre nachdem die Pauluskirche hier in Buchholz errichtet worden war. Bezogen im Jahre 1903. Der erste Pastor, der hier wohnte, hieß Karl von Bremen.
Nach ihm haben zahlreiche Pastoren hier gewohnt, zu Pastor Johannes Bittermanns Zeiten in den 50er und 60er Jahren sogar mehrere unter einem Dach: Das Obergeschoss teilten sich jeweils ein Pastor und auch noch der Organist Herr Frenzel. So ganz viel Platz hatten die da oben nicht, da musste man noch ziemlich zusammenrücken.
Zu Johannes Bittermanns Zeiten, so hat mir Ingrid Schmidt erzählt, gab es in den 50er Jahren Probleme damit, dieses große kalte Haus zu beheizen, die alte Heiz-Anlage war kaputt, und es hat eine Weile gedauert - und einiges Zittern und Zagen gegeben -, bis Superintendent Meyer endlich zusagte, dass das Haus eine Ölheizung bekommen sollte. Das war damals etwas ganz Modernes, und seitdem konnte man das alte Haus dann auch ordentlich warm bekommen.
Pastor Gustav Adolf Meyer, an den viele von Ihnen hier sich noch erinnern werden, bezog dann als Bittermanns Nachfolger das ganze Haus.
Zu seiner Amtszeit wurde hinter dem Haus angebaut, die Ge-meinde bekam im Jahr 1971 ein Gemeindehaus. Im Jahr 1983 wurde dieses dann erweitert und der große Saal angebaut, - ja, und in diesem Gemeindehaus mit dem großen Saal hat sich dann über die Jahre und Jahrzehnte hinweg ein Großteil des paulinischen Gemeindelebens abgespielt.
Da traf sich der Altenkreis, da tagte der Kirchenvorstand, da probte die Kantorei.
Dort wurden unzählige Konfirmandengruppen unterrichtet. Ich weiß jetzt die chronologische Reihenfolge nicht von allem, was sich in diesem Haus an Leben abgespielt hat und was nach und nach an Gruppen und Aktivitäten dazukam: die Bücherei, Kindergruppen wie Paulines Bücherkiste. Neue Gottesdienstformen wie der Feierabendgottesdienst wurden hier erprobt. Seminare für Frauen, Adventsfeiern. Esperanza bekam einen Verkaufsraum und hat dort viel gutes Geld für faire Projekte erwirtschaftet. Es gab einen Flötenkreis, Gruppen wie die Jungen Alten und das Dritte Leben trafen sich hier, durch den Internationalen Frauentreff bekam das Gemeindehaus einen internationalen Flair - hier trafen sich Frauen aus aller Welt mit ihren Kindern, lernten über deutsche Ehrenamtliche die Kultur dieses Landes kennen. Hier haben viele Migranten und Migrantinnen in Sprachkursen deutsch gelernt. Hier im Haus hat auch die Harburger Tafel segensreich gewirkt durch ihre kostenlose Abgabe von Lebensmitteln an Bedürftige, die es im reichen Buchholz auch gibt. - Und was gab es hier noch? Es gab das Friedhofsbüro – und, ja, es gab eine zentrale Anlaufstelle in der Hamburger Straße, und das war das Gemeindebüro. Wieviele Jahre haben Sie dort gewirkt, liebe Frau Freise? 23 Jahre!
Ich sage mal, wenn es im gemeindlichen Leben eine Mitte der Gemeinde gab – abgesehen von der Pauluskirche natürlich – dann war es das Gemeindebüro mit Frau Freise. Das war die Anlaufstelle für alle, eine Informationszentrale, ein Treffpunkt zum Klönschnack – so auch für die Gruppe „Bewässerungsprojekt“, die auch schon zur St. Paulus-Tradition gehört.
Ich selber habe sieben Jahre hier im Pfarrhaus gewohnt. Ich habe ein sehr lebendiges und vielfältiges Gemeindeleben hier erlebt – und aber auch ein Gemeindehaus, dem man die Jahre und den Zahn der Zeit doch auch angesehen hat. Wenn wir heute Abschied nehmen von diesem Haus, dann wohl mit manch schönen oder auch wehmütigen Erinnerungen – und hoffentlich auch mit der Hoffnung, dass die Gemeinde auch weiter an anderen Orten und in anderen Häusern lebendig bleibt. Und wir haben ja mit dem Neubau neben der Kirche ein Ziel vor Augen.
Ines Bauschke